News & Presse

Höhepunkt der Cholera möglicherweise erreicht!

– Rolf und Raphaela Maibach

Der Zustrom von neu erkrankten Cholerapatienten am Hôpital Albert Schweitzer (HAS) hält an, aber er ist deutlich langsamer geworden; weniger Patienten kommen pro Tag. Sie kommen auch in einem früheren Krankheitsstadium und können so rascher geheilt werden. Prozentual sind es jetzt häufiger Kinder. Diese Tendenz zeigt sich auch in den umliegenden Regierungsspitälern, die von „Zanmi Lasante“ (Partners in Health) mit Unterstützung von „Ärzte ohne Grenzen“ geführt werden und entgegen den voyeuristischen Bildberichten im Fernsehen die Situation jetzt auch besser in Griff bekommen.

Dr. Sivia Ernst, der neuen Medizinischen Direktorin HAS, ist es gelungen, die Cholerapatienten vollständig von den restlichen Spitalpatienten abzutrennen. Sie hat ein eigentliches zweites Spital mit einem Auffangzelt und zwei Abteilungen für Kinder und Erwachsene geschaffen mit vollständig getrennten Zugängen und sanitären Einrichtungen. Es ist wichtig, dass das HAS als Referenzspital der Region auch die andern Patienten weiterhin betreuen kann, sogar in einem erhöhten Masse, da die umliegenden Spitäler mit der Cholera weiterhin überfordert sind und die sanitären Verhältnisse dort häufig die Hospitalisation von Nicht-Cholerapatienten, insbesondere auch von chirurgischen Patienten verunmöglichen. Ausserdem wurde am HAS (im Mellon Haus) eine Forschungsstation der „Center for Disease Control“ (CDC) Atlanta aufgebaut, um die Quellen und Ausbreitung der Cholera besser zu kontrollieren und entsprechende Massnahmen einzuleiten. Dr. Willy Stako, der lokale Vertreter des Gesundheitsministeriums, mit dem wir seit langem eng zusammenarbeiten, hat eine neue Art der Information genutzt: Alle Inhaber eines Handys – und das sind sogar in einer der ärmsten Regionen Haitis sehr viele - bekamen in den letzten Tagen ein SMS mit der Meldung, ein gratis SMS an maladi (Krankheit) zu schicken, um dann die neuesten Informationen und Vorbeugemassnahmen zur Cholera per Handy zu bekommen. Dr. phil. Ian Rawson, Managing Director HAS und Ethnologe meint, dass diese originelle und zeitgemässe Information massgebend für den Rückgang der Cholerakranken war.

Nach wie vor werden die Pflegefachleute, Laboranten und Ärzte bis aufs Äusserste körperlich und seelisch beansprucht. Es geht dabei auch um die Aufrechterhaltung der vom Choleraspital abgetrennten Abteilungen, die durch den teilweisen Ausfall der umliegenden Spitäler wieder besonders gefordert sind – einmal mehr, wie schon nach dem Erdbeben und nach den Unwetterkatastrophen vor zwei Jahren. Ian Rawson berichtet, dass die Moral des Spitalpersonals sehr hoch sei und die Zusammenarbeit unter der ruhigen und besonnenen Leitung von Silvia Ernst wunderbar funktioniere. Unsere besten Wünsche gehen zu allen Menschen im Artibonite und in ganz Haiti.

Zurück